Ni Hao China #1

Das Erlebnis Grenzübertritt nach China sollte nun beginnen. Hier hörte ich schon im Vorfeld einige Geschichten, dass die Chinesen hierbei schon recht speziell sind. In der Nähe der Grenze gecampt, da dies ein sehr langer Tag werden würde, ohne Berücksichtigung des 2 Stunden Verlustes der neuen Zeitzone. China ist eine Einheit, also gibt es auch nur eine einheitliche Zeitzone für dieses riesige Land. Beijing gibt vor!

Dass China doch etwas anders tickt, erfahre ich in der Prozedur, um überhaupt auf das Hoheitsgebiet und somit einen Stempel im Pass zu bekommen. So bitte einmal ALLES scannen, dies bezieht sich diesmal nicht nur auf das Gepäck! Klar muss alles ausgepackt werden und wird gründlichst begutachtet. Alle Fotos auf der Kamera werden durchgeschaut, der Beamte hat bei der angesammelten Menge an Fotos, schon ein wenig zu tun😅 Laptop und Handy werden zum IT-Spezialisten gebracht. Hier wird auch fleißig per Software alles auf den Geräten gescannt. 

Der einzige Fehler den wir machen, wir haben zu viele Äpfel im Gepäck 😅. Hier wird konfisziert, vielleicht auch nur für das 2te Frühstück der Beamten.


Im Endeffekt scheinen wir doch ok zu sein und können zur nächsten Stufe des Grenzübertritts.

Streng verboten, ist die Distanz zur erstgelegenen Stadt zu Radln, da muss zwangsweise ein Taxi genommen werden. Natürlich zur Sicherheit dass man nicht ausbüxt, wird der Pass einkassiert.

Nach einer langen Fahrt, heisst es erneut warten, denn von 13 bis 16 Uhr ist Mittag bei der "Imigration-Police", zur Zwangsregistrierung. Die nächste und erhoffte letzte Stufe, bis es wieder aufs Rad gehen kann. Und wen wunderts, alles geht von neuem los. Gepäckscan, Fingerabdrücke, Fotos etc.. So spaßig kann man den Tag bis 18 Uhr verbringen. Aber schon mal eine gute Einstimmung für die nächsten Tage. Denn die ersten Kilometer und Stunden bringen einen anderen "Kulturschock" als erwartet. Klar merkt man den direkten fernöstlichen Umschwung etwas, jedoch besticht etwas anderes ganz klar in den Strassen: eine unglaubliche Polizeipräsenz! Diese Präsenz beherrscht das gesamte Bild: in jeder Straße ist eine Polizeistation, Tankstellen gleichen durch Stracheldraht und bewaffneten Kontrollposten an Militärkasernen. "Big Brother is watching you" ist die Devise. Überall und alles wird per Kameras überwacht und an allen Straßen-Knotenpunkten werden unsere Ausweise kontrolliert, abfotografiert und protokolliert. Für mich ist es einfach nur nervig, alle paar Kilometer die selbe Prozedur über mich ergehen zu lassen. Aber im Gegensatz zu den Einheimischen kann ich mich glücklich schätzen, diesem Wahnsinn nicht permanent auszusetzt zu sein. Denn dies alles zeugt für mich, nur von Angst des kommunistischen Systems gegenüber der mehrheitlich muslimischen Gemeinschaft im Norden von China. Jeder könnte ein Terrorist sein oder die Einheitlichkeit gefährden, somit wird das prophanste Mittel ausgepackt: Ein Polizeistaat der nur Angst und Unterdrückung mit sich bringt.

Doch zwischen diesem Extrem, erlebe ich auch die neue kulturelle Seite. In Kashgar, meinem Ruhesitz für ein paar Tage, wird vor allem die Essens-Kultur nach den hungrigen Wochen ausgiebig ausgekostet.

Aber wenn ich auf die andere Seite des Essens-Standes schaue, sehe ich kein Lächeln, dabei dachte ich dies wäre das "Land des Lächelns"!? Aber auch verständlich, bei den polizeilichen Szenen hier, ist selbst mir nicht so ganz zum lächeln zumute. Selbst auf Fotos von irgendwelchen Polizeilichen Einrichtungen verzichte ich strikt, nachher müsste ich mich sonst wahrscheinlich in staatlicher Obhut wieder finden. Was nach einigen Quellen schon über 1 Millionen Chinesen im Norden erfahren müssen.

Aber mit Blick auf das riesige Land, besteht meine Hoffnung dass dies nur eine extreme Ausnahme hier darstellt.

Daher wird sich auch weiter um Leib und Seele gekümmert, damit die kargen Wochen und die dadurch verlorenen 7kg Körpergewicht aufgeholt werden.

Aber durch die Eindrücke der Region und der fortschreitenden Jahreszeit, gibt es nur einen Entschluss: einen grossen Sprung nach Zentral-China per Zug bis nach Lanzhou zu wagen.


Denn eine Zufahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön. Großartig dass man dies in China über unglaubliche Strecken bewältigen kann. So geht es für mich und mein Rad über 41 Stunden in Richtung Lanzhou. Ab hier wieder allein.

Während man durch die Fenster, die anscheinend nicht enden wollende Wüstenlandschaft an einem vorbeiziehen zieht, kommt doch nach den Teilen von Aserbaidschan, Iran und Zentralasien der Wunsch nach Grünen Landschaften und insgeheim nach Strand und Meer auf😉

Auch wenn kein Meer weit und breit in Sicht ist, freue ich mich auf die Region Gunnan, das "Fenster zu Tibet".

"Ach Lanzhou ist nur eine kleine Stadt", wird mir mitgegeben. Aber Recht viele Hochhäuser, Leute und 30km Fahrtweg um aus dem Stadtchaos zu kommen. An die überdimensionalen Maßstäbe von China muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.

Zum Glück fällt sofort auf, dass die Polizeipräsenz massiv weniger ist, und somit mein Weg durch die Regionen von China ohne Probleme offen steht.

Weg von den Hochhaus-Schluchten sehe ich vorwärts auf dünner besiedelte Wege. 

In Gunnan geht es in die autonomenen Bezirke der Tibeter. Diese liegen nicht direkt in Tibet, jedoch überwiegt hier die Minderheit mit über 90%. Hier im Grasland, zwischen grünen Hügeln und tausenden von Yaks, kann ich doch ein wenig mehr "Tibet-Luft" schnuppern, und vor allem einen Einblick in den Glauben der Leute bekommen.


Nun sind auch die wenigen Brocken Mandarin, welche ich versucht habe zu lernen erneut nutzlos. Hier spricht man nicht chinesisch. Generell ist China das Land mit der grössten Sprachbarriere bis dato für mich. Eigentlich niemand spricht Englisch und eine grobe Verständigung ist nur mit einer Übersetzer-App möglich. Aber auch schwierig wenn man in Regionen radelt, wo Leute nicht mal lesen und schreiben können. Eine andere und spezielle Erfahrung, wenn man wirklich über Tage und Wochen noch nicht mal einen kleines Gespräch mit jemanden führen kann. Ich bin generell keine Quasselstrippe, aber nach so langer Zeit veränderte dies doch meine Wahrnehmung über die Wichtigkeit von Gesprächen.

Die Tibetischen Mönche müssen zuerst erkründen, wer ist "ICH" um überhaupt im Kloster aufgenommen zu werden. So tiefgründig bin ich noch lange nicht , aber man lernt auf Reisen doch viele Aspekte, ob von der Welt da draussen oder über sich selber.

Doch ungeachtet allem, holt mich geschuldet der absolvierten Höhenmeter, der Winter wieder ein. Es gibt wieder etwas Schnee, was meine Augen freut, nur meine Finger und Füße zum gefühlten einfrieren bringen.


Hmmm...dabei wolllte ich doch immer im Sommer fahren! Da sind wir doch zu langsam gewesen, ich und mein Drahtesel😅

chaft und der Übergang in die Nationalparks von Sichuan übertreffen das bisschen Schnee. Der Weg zum Juizhaigon-Valley entwickelt sich zu einen der schönsten Abschnitte bis dato. Die Landschaft entwickelt sich abprupt zu einer dicht bewaldeten Berglandschaft, welche ich im Flusskorridor, im dann doch bestem Wetter, durchquere. Die abwechlungsreiche Strasse führt durch oder entlang kleinerer Tibet-Dörfer, Klöster und Zeichen der gelebten Kultur und des Glaubens. Hier wo sich kein Tourist so richtig "verirrt", kann man noch wirklich prägende Einblicke sammeln. Sei es Essenseinladungen im Tempel, deren Besichtigungen oder wagemutige Mönche die mit dem Reiserad ne Spritztour unternehmen wollen.

Nach ein paar weiteren Bergreihen und kalten Nächten, geht es nun in die Abfahrt Richtung Bambus Wäldern und wärmeren Tagen. 

Somit ist mit genug Strampeln nun der Frühling doch wieder eingeholt😉


Aus den Bergen gehtes direkt in das Städte Getümmel. Einmal reingefahren ergibt sich das Bild, dass eine nicht endenwollende Stadt mich vereinahmt hat. Die Städte gehen meist so nahtlos ineinander über, dass ich als Ausenstehender verschiendenste Städte kreuze ohne eine Ahnung davon zu haben.

Was noch so alles im Getümmel erlebt wurde, dazu bald mehr✌️👋


Lg 

René 

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Kommentare: 1
  • #1

    Catherine Musclot (Dienstag, 15 Januar 2019 09:50)

    beeindruckend…! Wieso hast Du dieses Kommentar nicht geschrieben, als Du immer noch in China warst??!!!!! Viel Spass für die nächsten Etapen, lass uns noch so tolle Berichte zukommen lassen. Viele Grüsse, Catherine